Gedichte
Diese Gedichte entstanden Anfang der 1990er Jahre auf Sylt.
These poems were written during a stay on Sylt in the early 1990s.
Die Ackerwinde im Kornfeld
Ihre Leine zieht erst kleine
und dann immer größere Kreise,
bis sie findet Halt auf ihre Weise.
Den Halm umschlingt sie ganz geschwinde,
schraubt sich empor wie ein Gewinde,
kurbelt, spult und dreht,
bis die Wendeltreppe steht.
Ungeachtet, dass der Halm gebückt,
jede Windung wird geschmückt,
links ein Blatt und rechts ein Blatt,
ab und zu ein Trichter – rosamatt.
Und so tanzt sie immer weiter,
linksherum und ist ganz heiter,
Krümmung, Blatt, Trompete und Spirale,
Beugung, Dehnung und kein Finale.
Auch ein Seitentrieb erwacht zum Leben,
umrollt sogleich den Halm daneben,
weiter geht’s im Sauseschritt
und viele Kindeskinder weben mit.
Links ein Blatt und rechts ein Blatt,
ab und zu ein Trichter – rosamatt.
Biegung, Blatt und Blüte,
reibungslos wie aus der Zaubertüte,
bis ein Teppich sich entrollt,
Schatten spendet, ungewollt.
Ein Ende ist noch lange nicht in Sicht,
aber Ruhe, wenn die Nacht anbricht,
dann schlummern alle in seliger Ruh
und nicken sich beim Wiegen freundlich zu.
Blaue Stunde
Lichter Nebel wallt im Tal,
Raureif pudert dunkle Bäume,
blaue Stunde überall,
Zeit der grenzenlosen Träume.
Schleier tanzen auf und nieder,
leichter Hauch hebt sie empor,
landen daunenweich dann wieder
auf dem Polster der Natur.
Als Schleier, auch nur als Zipfel,
Geh ich auf Reisen zu dir,
hinauf den Abhang und über die Wipfel
lass ich die Berge hinter mir.
Eingehüllt in Glückseligkeit
Trotz ich der Kälte Pein,
schattenlose Dunkelheit
wird mein Begleiter sein.
Sphärenklänge voll Harmonie
Beschwingen und erstaunen,
begleitet auch diese Symphonie
ein geheimnisvolles Raunen.
Das Klangnetz habe ich für dich eingegangen,
verziert mit Silberstreifen,
in deiner Obhut wird es dann
zur irdischen Vollendung reifen.
Die Nacht schüttelt ihr Gefieder
Und bläht sich mächtig auf,
ersehnt mit steifen Gliedern
der Sonne wärmenden Lauf.
(Bei drei Strophen, zwei am Anfang und der letzten, bin ich mir nicht sicher, ob unerwartet Überbleibsel aus der Schulzeit eingeflossen sind. Ich kann weder in Gedichtbänden noch im Internet etwas finden.)
(With three verses, two at the beginning and the last one, I am not sure if there are unexpected remnants from school. I cannot find anything in poetry collections or on the Internet.)
Das bleiche Meer
Wo ist das blaue Meer geblieben?
Ich höre nur der Wellen Schlag.
Vor vollen Stunden sieben
saphiergleich es zu Füßen lag.
Ein bleiches, zart wattiertes Linnen
trennt Meer vom weichen, weißen Strand,
Augen schweifend und wie von Sinnen
sucht ich die Sonne – und sie fand!
Verschleiert ist sie heut am Morgen,
matt schimmernd und mit fahlem Kranz,
bescheren kann sie uns erst Morgen
ihren goldenen Lichtertanz.
Heute wandern blasse Strahlen
Über einen kleinen Wellensaum.
So eingeengt kann sie nicht prahlen
Und das Meer – man sieht es kaum.
Verschwommen flimmert es ganz fahl
und wellt sich bleiern hin und her.
Wer das schöne Blau wohl stahl,
man versteht die Welt nicht mehr.
Gebrochen ist’s in seiner Pracht,
schlaff hängt auch die Wetterfahne.
Sie kann sich heut nicht bauschen
und wartet auf des Meeres Rauschen.
Der Rainfarn
Der Rainfarn, der hat viele Knöpfe,
sonnengelb und tellerrund.
Für Bienchen heiß begehrte Honigtöpfe,
für andere sind sie auch gesund.
ARMANA
In Ägypten, in dem fernen Lande,
wo Städte wuchsen aus dem Wüstensande,
gab es vor 3.500 Jahren einen Königsthron,
auf dem ein Mann saß Namens Echnaton.
Die Menschen beteten zu vielen Göttern,
nicht aber Echnaton, denn er war der Retter
und sprach:
„Ihr Menschen alle weit und breit,
die vielen Götter sind mir leid,
ich, euer König Echnaton
will lieben nur den einen, den Aton.
Mit Aton meine ich unsere Sonne,
denn sie bringt uns recht viel Wonne.
Seht, sie ist so herrlich rund und schön,
und am Tage kann man sie sogar noch sehen.
Denn auf der Erde alles Leben,
ist uns auch durch sie gegeben.“
„Nein“, riefen ein paar dumme Menschen,
„das kann der König doch nicht wünschen.
Alle Menschen sind bei ihm auch noch gleich
es gibt bei ihm weder arm noch reich.“
Aber viele hörten auf den König,
es waren ihrer gar nicht wenig,
sie gingen mit ihm hinaus auf das Land,
und bauten eine neue Stadt im Sand,
ARMARNA wurde sie genannt.
JUGENDZEIT
Ich denke an Seedorf und fühle
wie meine Seele schwingt.
Ich denke an Seedorf und merke
wie mein Herz froh klingt.
Ich denke an Seedorf und spüre
wie mein Atem fliegt und höre,
wie der Wind die Zweige wiegt.
SEEDORF… das ist KINDHEIT
erwachendes Leben,
Sorglosigkeit und Hände, die geben,
Stromausfall und Kerzenschein,
im Bett ein warmer Ziegelstein.
Schlittschuhlaufen bei reißenden Borsten,
Schneemann bauen mit Torsten.
Drachensteigen,
barfuß über Stoppelfelder laufen,
sich mit anderen Kindern raufen.
Kürbislaternen auf der Kirchhofmauer,
im Wald die besten Höhlenbauer,
Ball- und Hinke-Spiele, malen im Sand,
all das schärfte den Verstand,
ein Kalb wird geboren, ein Schaf geschoren, das Huhn legt ein Ei,
immer waren wir dabei.
SEEDORF… das sind NATURGEWALTEN,
Krachende Gewitter und Blitze, die Bäume spalten, die Höfe abbrennen, ja sogar Menschen erschlagen,
Bauern, die ihr Hab und Gut auf dem Rücken tragen.
Orkane, die riesige Pappeln entwurzeln,
Dächer, die durcheinander purzeln.
Schneeberge, die Häuser zudecken,
während Hunde heulend ihre Schnauze recken.
SEEDORF… das heißt ÜBERLEBEN
unerlaubtes Schweineschlachten,
aber anderen etwas abzugeben,
Ware tauschen,
verwundeten Soldaten auf dem Heuboden lauschen,
16 hungrige Mäuler um einen Tisch,
nicht immer reichte da der Fisch.
SEEDORF… das ist MUTTER ERDE
säen und pflanzen,
pflügen und ernten,
schwingende Sensen, Pferdegespann,
rissige Hände,
schweißnasse Hemden,
gekrümmte Rücken Mann für Mann,
aus Zuckerrüben Sirup machen,
aus Kartoffeln Stärkemehl,
den Garten unentwegt bewachen,
die Not gehorcht hier dem Befehl.
Kartoffeln sammeln,
über den Acker kriechen,
Hände, die nach frischer Erde riechen,
volle Kiepen, die viel zu schwer,
kommen wieder und sind leer.
SEEDORF… das ist der LIEBREIZ DER NATUR
Stille Seen und bunte Wälder,
saftige Wiesen und wogende Felder,
Flora und Fauna weit und breit,
vor allen Dingen aber
JUGENDZEIT
(1962 bin ich mit 23 Jahren nach Hamburg gekommen aber habe Seedorf immer in meinem Herzen getragen.)
(I came to Hamburg in 1962 at the age of 23 but have always carried Seedorf in my heart.)
Löwenzahn
Der Löwe, der hat scharfe Zähne,
doch der hier ist ein steiler Zahn,
sein Kopf ziert eine gelbe Mähne
und bald fängt die Verwandlung an.
Die gelbe Pracht mutiert, man sieht es überall
zu einem weißen, duft’gen Gazeball.
Ein Hauch nur und viele Kinder verlassen dann den Hort,
schweben hinüber zu einem anderen Ort.
Und unser steiler Zahn?
Eine Glatze glänzt in voller Pracht,
aber er ist stolz, sein Lebenswerk vollbracht
Mein Drucker
Mein Drucker dreht sich nach dem Wind,
ist er bei Laune druckt er geschwind
Schrift und Bilder linienklar
bringt alles richtig, wunderbar.
Doch stört ihn was, dann oh Graus,
wirft er nur wirres Zeug heraus,
pro Seite gerade mal eine Zeile,
bepflastern könnt man damit eine Meile.
Symbole, Zahlen und auch Zeichen,
sie alle sind zum Herz erweichen.
Sind es gar andere unbekannte Wesen,
die diese Schriften lehren, sogar lesen??
Ich kenne nur - o je-mi- neeee
das altbewährte ABC.
Der Techniker in seinem Element,
solcher Art Probleme kennt:
„Der Drucker ist fürwahr nicht dumm,
er setzt Dein Bild nur in Symbole um,
weiter hat es nichts zu sagen,
das kommt schon vor an manchen Tagen.“
Richtig!!
Doch... manchmal ziehen unbekannte Meister
ihre Fäden über Module, Chips und deren Geister,
und Klein Juet macht verzaubert mit,
bei diesem ausgefeilten Elektronenritt.
Der Rainfarn
Der Rainfarn, der hat viele Knöpfe,
sonnengelb und tellerrund.
Für Bienchen heiß begehrte Honigtöpfe,
für andere sind sie auch gesund.
Strandleben
Wenn Welle auf Welle den Strand massiert,
dann ist es schon passiert,
dass ihm gingen viele Pfunde verloren
und damit verdient man sich keine Sporen.
Diese Kunde machte die Runde
Und ging von Mund zu Munde.
Bald fingen die Muscheln
an zu tuscheln,
die Quallen
schleimig an zu lallen,
und die Schnecken an, den Strand zu necken.
Doch der verstörte Seestern
hielt die liebestolle Auster von sich fern.
Nur der Wattwurm
ganz blinkender Leuchtturm,
erobert sein molliges Weibchen im Sturm.
Bald hat sich die Welle ermattet gelegt,
neugierig ist der Wind über den Strand gefegt,
die Flut, sie kühlte allen die heißen Köpfe
und strich verlegen über die zerzausten Schöpfe.
Wer hat dich so zugerichtet?
Wer hat dich so zugerichtet
und dich deiner Pracht beraubt?
Krone und Gewand vernichtet,
deine Äste abgeschraubt?
Wer hat dich denn so geschunden
Und dir deinen Stolz genommen,
wer verursacht diese Wunden,
wer Dein Hab und Gut bekommen?
Du lebst als Stumpf, vegetierst dahin,
wetteiferst nicht mehr mit den Jahreszeiten.
Hat dein Leben noch einen Sinn,
kannst keine Fächer mehr ausbreiten.
Du lebst im Schatten Deinesgleichen,
erniedrigt und nun ganz verstummt,
warst im Wege, musstest weichen,
Ohnmacht als die Motorsäge brummt.
Welch ein Opfer für diesen kleinen Pfad.
Es gab kein großes Federlesen,
noch Korrektur um ein paar Grad.
Blindheit ist hier am Werk gewesen.
Dein Schnitt weist keine Schwäche auf,
wohl eine Vielzahl von Jahren,
sie prägten deinen Lebenslauf,
gestählt von bewältigten Gefahren
Majestätisch und schön musst du gewesen sein,
hast gewaltig über andere triumphiert.
Deine Brüder sind zwar auch Riesen,
doch der Vergleich mit dir hat mich fasziniert.
Dein Leben hat noch einen Sinn – als Mahnmal.
Mit absoluter Konsequenz
Stehst du für diesen Tannensaal
Und warnst vor weiterer Dekadenz!